Auch für die Fanta 4. Nun sind sie bundesweit auf fünf Bühnen die rappende Zuversicht. „Zuerst war es auch mal ganz schön, nicht den ganzen Sommer unterwegs zu sein“, gibt Smudo vor der Thale-Show, die den Osten in der Konzertreihe repräsentiert, zu. Es ist eine der ersten der neuen Zeitrechnung. Die Dimensionen sind kleiner, die Restriktionen strenger. Und die Aufregung größer? „Das Technische ist wie Fahrradfahren“, sagt er, „aber zu merken, wie schnell das Gefühl wieder da ist ...“ - „Für uns und für die Leute“, wirft Bandkollege Thomas D. ein. Da sprechen mehr als 30 Jahre Erfahrung im Musikbusiness. Ihre ausgefallene Tour zum Bandjubiläum wollen sie nachholen. „Für immer 30 Jahre live“, sagt Smudo selbstbewusst. 31, 32, 35, 40. Alle vier flachsen nun durcheinander, auch Michi Beck und And.Ypsilon mischen jetzt mit. Michael Bernd Schmidt? Nie gehört! Ach, Smudo? Natürlich! Vieles ist mit den Jahrzehnten in Fleisch und Blut übergegangen – auch die Künstler- und Spitznamen. Den Wiedereinstieg ach der Pandemie machten im Juli „ein paar Strandkorbkonzerte“, erzählt Michi Beck. Anders als bei Branchenkollege Helge Schneider, der noch während eines Auftritts entnervt das Handtuch warf, war es für die Fantas zumindest eine solide Sache. „Richtig geil war’s natürlich nicht, aber auch nicht ganz beschissen.“ Dass es nicht ganz einfach werden würde, hat man sich laut Smudo „eh schon gedacht, wir haben uns dann einfach nicht für so viele Shows verpflichtet – vielleicht ein Fehler, den Helge gemacht hat“. Vom Strandkorb auf den Berg Eine Konzertlocation wie hier in Thale hoch auf dem Berg kannte die Band trotz aller Reise- und Bühnenerfahrung noch nicht. Kleine, besondere Orte in allen Himmelsrichtungen, das gehört zum Credo der Kampagne. „Unglaublich! Wir müssen auf jeden Fall noch ein bisschen unsere Nacken dehnen“, bekennt Thomas D. mit Blick auf den Höhenunterschied zum höher platzierten Publikum lachend. Schon im Interview vorab geben die Fantas einen Vorgeschmack auf das fast zweistündige Programm: gut gelaunt und unkompliziert. Dass sie die Thales Naturbühne als letzter Act in ihre längere Sanierungspause verabschieden, gefällt den gebürtigen Schwaben. „Im Südharz haben wir mal gespielt, wisst ihr noch?“, überlegt Smudo laut, ehe er sich bis in die späten 1980er Jahre zurückerinnert. Wernigerode, die Harzquerbahn. „Liebe Harzis“ So oder so: Das hier wird eine Premiere. Auch für viele der Zuschauer. „Es ist sooo irre“, sagt Viktoria Gerstaecker aus Esslingen vorher aufgeregt. „Wir gehen nicht so oft auf Konzerte, aber es gar nicht zu können, das war komisch.“ Die zwei Stunden bis zum Konzertbeginn überbrücken Moderator Holger Tapper und ein DJ im Wechsel. Auch wenn die ersten Reihen weitestgehend dem Sponsor und VIPGästen gehören: Gute Plätze gibt es an diesem Abend genug. „Ich hab sie schon mal in Köln gesehen. Dass ich hier so nah dran bin, ist krass!“ Es ist das Privileg der kleinen Bühnen, von dem auch Sven Hesse und Freundin Sandra hier zehren. Punkt 19.45 Uhr kommen die Fantas und ihre Begleitmusiker auf die Bühne. Was geht?! Man könnte den ganzen Bericht in ihren Songtiteln ausformulieren. Dass das Konzert kein 08/15-Werbeauftritt werden soll, lassen sie vorher schon durchklingen: Im Gespann wird diskutiert, wie man das Publikum begrüßt – zwischen Harz und Thale werden alle möglichen Stichworte abgegrast. Die einheimischen Besucher wissen später zu schätzen, dass sie nicht Thaler genannt werden. Mit „Liebe Harzis“ gibt Smudo schließlich den Schmusekurs vor. Michi Beck schiebt weitere Lobeshymnen hinterher: „Euch gebührt unser Respekt, ihr habt es hier hochgeschafft, auf diese Walpurgisgeschichte, obwohl Walpurgis lange vorbei ist – an einem Sonntagabend in Konkurrenz zu all den schönen Dingen wie Tatort.“